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Kleine Geschichte der Siebner Musig

 

Von der Tanz- zur Harmoniemusik

Das Blasorchester Siebnen wurde 1898 unter dem Namen „Musikverein Alpenrösli Siebnen“ gegründet. Vorläufer waren zwei regionale Tanzmusikformationen aus Holz- und Blechbläsern, wie sie Ende 19. Jahrhundert auch in der March aufgekommen waren; erste moderne Harmoniemusikvereine waren in der March schon 1896 in Tuggen und 1897 in Lachen entstanden. Um ebenfalls für repräsentative Anlässe in der Öffentlichkeit gerüstet zu sein, tat man sich nun auch in Siebnen zusammen und gründete einen Verein.

Die Pionierzeit war allgemein schwierig; v. a. auch Geldsorgen prägten den Vereinsalltag. Instrumente konnten nur mit Mühe, meist privat, beschafft werden; es dauerte sieben Jahre bis zur ersten Uniform und 35 bis zur ersten Vereinsfahne. Aber auch die „üblichen“ Probleme der Literaturauswahl, des Nachwuchses und pflichtvergessener Mitglieder (Stichwort „Probenbesuch“) begleiten den Verein schon seit seiner Gründung über alle Jahrzehnte hinweg…

Nichtsdestotrotz bestritt man öffentliche Auftritte im Dorf, wirkte 1903 bei der Gründung des Kantonalen Musikverbandes mit und besuchte dann 1905 auch das erste Kantonale Musikfest in Lachen - wie seither alle folgenden bis zum heutigen Tag.

 Der Musikverein Alpenrösli Siebnen 1905

Der Musikverein Alpenrösli Siebnen 1905

 

Erfreuliche Zwischenkriegszeit

Konzertprogramm von 1936

Nach der Krise des 1. Weltkriegs ging es aufwärts: 1921 führe man in Siebnen zum ersten Mal den Kantonalen Musiktag durch, besuchte 1931 mit bereits 40 Mitgliedern erstmals ein Eidgenössisches Musikfest (in der 4. Klasse in Bern) und änderte seinen Namen in „Harmoniemusik Alpenrösli Siebnen“ HMS. Auch finanziell ging es - oft dank einzelner grosszügiger Donatoren aus der Bevölkerung wie z. B. die Familie Rüttimann-Eggenschweiler (ehemals Möbelfabrik Rüttimann, heute Rüttimann Immobilien) - zunehmend besser: 1933 konnte die erste Vereinsfahne geweiht werden.

Am Ende dieser Jahre des Aufschwungs in der Zwischenkriegszeit war der Kantonale Musiktag in Galgenen Ende Juni 1939 ein letzter Höhepunkt. Danach stürzte der 2. Weltkrieg das Alpenrösli - wie alle Musikvereine - erneut in eine tiefe Krise.

 

Wirtschaftsaufschwung und Gründung der Knabenmusik

Die Harmoniemusik Alpenrösli Siebnen 1948 zum 50-Jahr-JubiläumZum 50-Jahr-Jubiläum 1948 wurde ein Musiktag durchgeführt, an welchem auch die Knabenmusik Wettingen-Kloster ein Konzert gab. Dieser Auftritt hinterliess einen so nachhaltigen Eindruck, dass noch im selben Jahr der Verein „Knabenmusik-Schule Siebnen“ gegründet wurde - die heutige Jugendmusik Siebnen JMS (www.jugendmusik-siebnen.ch) und indirekt auch die heutige Musikschule Region Obermarch MSRO (www.msro.ch ; seit dem Jahr 2000 als von der JMS unabhängiger Verein organisiert). Diese institutionalisierte Nachwuchsausbildung und -förderung löste damals nicht sofort die Nachwuchsprobleme – im Gegenteil, in den ersten 25 Jahren bestand immer wieder eine beträchtliche Distanz zwischen den beiden Vereinen, ja man empfand die JMS gar als Konkurrenz. Doch langfristig gesehen wirkte sich diese Vereinsgründung sehr positiv auf das Alpenrösli und die ganze Region aus. Im Laufe der Zeit wurden mehr und mehr Musikvereine der March durch die Vorteile gemeinsamer und professioneller Ausbildung überzeugt und schlossen sich der JMS an.

In den 50er und 60er Jahren setzte im Verein mehr und mehr - zumindest finanziell und im Grundsatz - eine Stabilisierung ein, was auch in immer mehr gemeinsamen Ausflügen und Vereinsreisen zum Ausdruck kam. Auch der bis heute gepflegte Austausch mit dem Partnerverein MV Gemmrigheim ist in jenen Zeiten entstanden.

Die erste Langspielplatte zum 75-Jahr-Jubiläum 1973

Es wurden auch wieder erfolgreich Eidgenössische Musikfeste besucht (1957 in der 3. Klasse in Zürich und 1971 in der 2. Klasse in Luzern) und 1961 unter OK-Präsident Alois Kessler sogar das Kantonale Musikfest in Siebnen durchgeführt. 1964 durfte die erste Frau als Mitglied aufgenommen werden und zum grossen 75-Jahr-Jubiläum 1973 verewigte sich das Alpenrösli erstmals auf einer Langspielplatte.

Die Klammer dieser Zeit positiver Entwicklungen war die lange Amtszeit von Direktor Martin Gregori, der das Alpenrösli von 1956 bis Ende 1972 leitete.

 

Der musikalische Aufstieg

Unter Präsident Heini Läubli, der ursprünglich aus Sarnen kam, wurden nun die Weichen gemeinsam mit dem neuem Dirigenten Tony Kurmann, der das Alpenrösli wider Erwarten bis zu seiner Pensionierung 2009 dirigieren sollte, mehr und mehr in Richtung sinfonisches Blasorchester gestellt - ganz nach dem Vorbild der Feldmusik Sarnen. Um die ehrgeizigen musikalischen Ziele zu erreichen, war aber entsprechender Nachwuchs unabdingbar. In der Folge engagierten sich Tony Kurmann und weitere Aktivmitglieder während Jahrzehnten stark in der Jugendmusik Siebnen. Sie reformierten Strukturen, aber auch ideelle und musikalische Ausrichtung von Musikschule und Corps der JMS. Die bewusst enge Zusammenarbeit ergab mit der Zeit den erhofften Nachwuchs, von dem von nun an sowohl die Jugendmusik wie auch die angeschlossenen Vereine profitieren konnten.

Für das Alpenrösli begann eine Zeit des musikalischen Aufstiegs: Schon 1975 winkte am Kantonalen in Arth der Sieg in der 1. Klasse; 1980 in Freienbach trat man erstmals an einem Musikfest in der Höchstklasse an. Seit Lausanne 1981 besuchte das BOS alle Eidgenössischen Musikfeste (ausser Interlaken 1996) in der Höchstklasse und gehörte immer zur Spitze der schweizerischen Höchstklassvereine; in Lugano 1991 gelang eine wahre Glanzleistung, welche zum hervorragenden 3. Rang führte.

Zur Vergrösserung der finanziellen Basis wurde 1981 die Gönnervereinigung des BOS gegründet –  ein weiterer wichtiger Pfeiler für den Verein in einem finanziell nicht ganz leichten Umfeld.

Bedingt durch die höhere Mitgliederzahl wurde nun das Probelokal schon sehr bald zu klein. Erst Anfang der 90er Jahre konnte vor allem auch dank der AG Kraftwerk Wägital für ein neues Probelokal eine Lösung gefunden werden, die sich bis heute bewährt.

Eidgenössisches Musikfest 1986 in Winterthur

Eidgenössisches Musikfest 1986 in Winterthur

 

Dorfmusik und sinfonisches Blasorchester von internationalem Renommee

Ab den 80er Jahren begann die Zeit der internationalen Wettbewerbe und der Gemeinschafts- und Galakonzerte im nahen Ausland oder der Schweiz: so wurde das BOS 1998 von der Stadtmusik Zürich in die Tonhalle Zürich eingeladen, 2005 dann zusammen mit dem Rundfunkblasorchester Leipzig ins Kultur- und Kongresszentrum Luzern KKL. 1985 und 2009 erfolgte die Einladung zur Teilnahme am WMC (World Music Contest) in Kerkrade (NL), der inoffiziellen „Weltmeisterschaft“ der sinfonischen Blasorchester, welche das anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums 1998 in „Blasorchester Siebnen“ umbenannte BOS beides Mal mit grossem Erfolg besuchen durfte. Als Höhepunkt der Vereinsgeschichte darf aber sicher die Teilnahme am ältesten und weltweit renommiertesten aller Blasmusikwettbewerbe, dem CIBM (Certamen International des Bandas des Musica) in Valencia (E) von 2004, gelten. Das BOS erreichte in der Seccion Primera (bis 120 Musiker) mit einer sehr hohen Punktzahl einen 1. Preis und damit den 2. Rang in seiner Kategorie!

 

 

Ausführlichere Informationen zur Geschichte des BOS finden Sie in der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum. Diese kann bei Interesse via Kontaktformular für Fr. 15.- bestellt werden.